Kreatin für das Gehirn? Neue Erkenntnisse zur kognitiven Leistungsfähigkeit

Kreatin für das Gehirn? Neue Erkenntnisse zur kognitiven Leistungsfähigkeit

Kreatin ist vor allem als Nahrungsergänzungsmittel für Sportler bekannt, um die körperliche (Kraft-)Leistung zu steigern. Doch in den letzten Jahren hat es zunehmend das Interesse von Wissenschaftlern geweckt, die herausfinden wollen, ob es auch positive Effekte auf die kognitive Leistung haben könnte. Eine aktuelle Meta-Analyse (Xu et al., 2024) beleuchtet genau diese Frage und liefert spannende Erkenntnisse, die darauf hinweisen, dass Kreatin nicht nur den Muskelaufbau fördert, sondern auch die geistige Fitness verbessern kann.

Was ist Kreatin und wie wirkt es?

Kreatin ist eine organische Substanz, die der Körper aus den Aminosäuren Arginin, Glycin und Methionin bildet. Es spielt eine wichtige Rolle im Energiestoffwechsel der Zellen, insbesondere in solchen, die viel Energie benötigen – wie Muskelzellen und Gehirnzellen. Kreatin wird in der Zelle zu Phosphokreatin umgewandelt, das dann die Regeneration von ATP (Adenosintriphosphat) unterstützt, die Hauptnergiequelle für unsere Zellen. Diese Energieversorgung ist entscheidend, um die Leistung der Zellen zu erhalten, sei es beim Sport oder bei geistigen Aktivitäten. In der Meta-Analyse von Xu et al. wurde untersucht, wie Kreatin die kognitive Leistungsfähigkeit beeinflussen könnte.

Die Studie: Kreatin und Gehirnleistung

In der Meta-Analyse wurden 16 randomisierte kontrollierte Studien (RCTs) mit insgesamt 492 Teilnehmern untersucht. Die Teilnehmer waren zwischen 18 und 76 Jahren alt, und die Studien analysierten die Auswirkungen von Kreatin auf verschiedene kognitive Bereiche: Gedächtnis, Aufmerksamkeit, exekutive Funktionen und Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit. Die Ergebnisse zeigten deutliche positive Effekte:

  • Gedächtnis: Kreatin führte zu einer signifikanten Verbesserung des Gedächtnisses. 
  • Aufmerksamkeit: Die Reaktionszeit verkürzte sich signifikant. 
  • Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit: Die Verarbeitungsgeschwindigkeit wurde deutlich beschleunigt.
  • Exekutive Funktionen und allgemeine kognitive Leistung: Hier wurden keine signifikanten Verbesserungen festgestellt.

Wie wirkt Kreatin im Gehirn?

Kreatin wirkt im Gehirn, indem es die ATP-Bereitstellung in den Gehirnzellen unterstützt. Wie weiter oben beschrieben ist ATP die wichtigste Energiequelle für unsere Zellen, und das Gehirn benötigt besonders viel davon, um seine vielen komplexen Funktionen auszuführen. Konkret wird Kreatin in den Gehirnzellen in Phosphokreatin umgewandelt, das als schnelle Energiereserve fungiert. Diese Reserve wird bei Bedarf aktiviert, wenn die Zellen mehr Energie benötigen, etwa bei der Verarbeitung von Informationen, beim Erinnern oder bei konzentrierter Denkarbeit. Dies erklärt, warum Kreatin besonders die kognitive Leistungsfähigkeit verbessert, wenn unser Gehirn unter Stress steht oder wir uns besonders konzentrieren müssen.

Durch diese schnelle Bereitstellung von Energie trägt Kreatin dazu bei, dass das Gehirn auch in stressigen oder erschöpften Zuständen optimal arbeiten kann. Es kann die Gedächtnisleistung verbessern, da das Gehirn effizienter arbeiten kann, und die Informationsverarbeitung beschleunigen, was bedeutet, dass wir schneller und präziser auf Informationen zugreifen können. So hilft Kreatin nicht nur dabei, die geistige Leistungsfähigkeit in herausfordernden Momenten zu steigern, sondern könnte auch dazu beitragen, die kognitive Gesundheit langfristig zu unterstützen.

Fazit: Kreatin als kognitiver Booster?

Die neuesten Studien zeigen, dass Kreatin eine vielversprechende Ergänzung für die geistige Gesundheit sein kann. Es verbessert nicht nur das Gedächtnis und die Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit, sondern unterstützt auch die Gehirnleistung in stressigen oder anstrengenden Phasen. 

 

Originalpublikation
Xu C, Bi S, Zhang W, Luo L. The effects of creatine supplementation on cognitive function in adults: a systematic review and meta-analysis. Front Nutr. 2024 Jul 12;11:1424972. doi: 10.3389/fnut.2024.1424972. PMID: 39070254; PMCID: PMC11275561.

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