Magnesium und Herz-Kreislauf-Gesundheit: Aktuelle Erkenntnisse

Magnesium und Herz-Kreislauf-Gesundheit: Aktuelle Erkenntnisse

Magnesium ist ein essenzieller Mineralstoff, der für viele lebenswichtige Funktionen im menschlichen Körper verantwortlich ist. Mittlerweile gibt es eine ganze Reihe an wissenschaftlichen Studien, die auf einen Link zwischen Magnesiummangel und der Entstehung und von Herz-Kreislauf-Erkrankungen hindeuten.  

Daher haben nun Forscher in einer aktuellen Übersichtsarbeit (Review-Artikel) mit dem Titel „The Role of Dietary Magnesium in Cardiovascular Disease“, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Nutrients, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse für die Bedeutung von Magnesium in der Prävention und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen betrachtet und zusammengefasst. Der Review-Artikel hebt hervor, wie wichtig eine ausreichende Magnesiumzufuhr für die allgemeine Gesundheit ist, insbesondere für die Herz-Kreislauf-Gesundheit. Die Veröffentlichung gibt wichtige Einblicke in die Wirkung von Magnesium und verdeutlicht, dass eine ausreichende Versorgung mit Magnesium das Risiko für chronische Erkrankungen reduzieren kann.

Magnesiummangel

Magnesium ist ein essenzieller Mineralstoff, der an über 600 enzymatischen Prozessen im Körper beteiligt ist. Es reguliert den Herzrhythmus, beeinflusst den Blutdruck und ist für die Gesundheit der Blutgefäße von entscheidender Bedeutung. Lange Zeit wurde angenommen, dass Magnesiummangel selten sei, da der Körper in der Lage ist, den Magnesiumspiegel durch erhöhte Absorption und reduzierte Ausscheidung zu regulieren.

Neuere Forschungen widerlegen jedoch diese Annahme und zeigen, dass selbst ein leichter Mangel – auch als "chronischer latenter Magnesiummangel" bezeichnet – der ohne klare Symptome verläuft, erhebliche Auswirkungen auf die Herzgesundheit haben kann. Studien seit den 2000er-Jahren haben eine klare Verbindung zwischen niedrigen Magnesiumwerten und einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck, Herzinsuffizienz, Schlaganfälle und Herzinfarkte aufgezeigt. 

Molekulare Auswirkungen von Magnesiummangel

Ein Magnesiummangel kann das Herz-Kreislauf-System durch mehrere Mechanismen belasten:

Entzündungen und oxidativer Stress:

Ein Magnesiummangel führt zu einem Anstieg von entzündungsfördernden Zytokinen und erhöht die Werte des C-reaktiven Proteins (CRP), einem Marker für chronische Entzündungen. Chronische Entzündungen gelten als Haupttreiber für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Lipidstoffwechsel:

Ein niedriger Magnesiumspiegel kann zu abnormen Fettwerten im Blut führen und die Entstehung von Atherosklerose fördern.

Endotheliale Dysfunktion:

Magnesiummangel kann die innere Auskleidung der Blutgefäße schädigen, was zu Bluthochdruck und Gefäßverengungen führt.

Elektrolyt-Ungleichgewicht:

Magnesium reguliert den Kalium- und Kalziumhaushalt, die entscheidend für einen stabilen Herzrhythmus sind. Ein Ungleichgewicht kann zu Herzrhythmusstörungen führen. 

Wer ist besonders gefährdet?

Laut aktuellen Studien erreichen etwa 45 % der Erwachsenen nicht die empfohlene Magnesiumzufuhr. Besonders gefährdet sind folgende Personengruppen:

Frauen

Frauen, insbesondere in bestimmten Lebensphasen wie Schwangerschaft oder Menopause, sind häufiger von Magnesiummangel betroffen. Der Bedarf an Magnesium ist während der Schwangerschaft erhöht, da das Mineral für das Wachstum des Fötus und die Unterstützung des mütterlichen Stoffwechsels benötigt wird. Nach der Menopause können hormonelle Veränderungen, insbesondere ein Rückgang des Östrogenspiegels, die Magnesiumaufnahme beeinträchtigen und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.

Menschen mit ungesunden Ernährungsgewohnheiten

Eine Ernährung, die stark verarbeitete Lebensmittel und wenig frisches Obst, Gemüse, Vollkornprodukte und Nüsse enthält, liefert oft nicht genügend Magnesium. Verarbeitete Lebensmittel enthalten in der Regel weniger Mineralstoffe, da der Raffinationsprozess natürliche Nährstoffe entfernt. Menschen, die wenig Abwechslung in ihrer Ernährung haben oder häufig Fast Food konsumieren, gehören daher zur Risikogruppe.

Übergewichtige oder Menschen mit hohem Körpergewicht

Übergewichtige Personen haben oft einen höheren Bedarf an Magnesium, da der Stoffwechsel eines größeren Körpers mehr Mineralstoffe benötigt. Gleichzeitig weisen Studien darauf hin, dass bei Übergewicht häufig chronische Entzündungen vorliegen, die den Magnesiumbedarf zusätzlich erhöhen. Auch eine Ernährung, die reich an gesättigten Fettsäuren und arm an Nährstoffen ist, kann den Magnesiummangel verstärken.

Personen unter chronischem Stress oder Entzündungen

Chronischer Stress wirkt sich negativ auf den Magnesiumhaushalt aus, da der Körper in Stresssituationen vermehrt Magnesium über die Nieren ausscheidet. Gleichzeitig erhöht Stress die Ausschüttung von Hormonen wie Adrenalin und Cortisol, die ebenfalls den Magnesiumbedarf steigern. Menschen mit chronischen Entzündungen, wie bei Autoimmunerkrankungen oder chronischen Infektionen, haben ebenfalls einen erhöhten Bedarf, da Entzündungen den Magnesiumverbrauch im Körper erhöhen und die Aufnahme im Darm beeinträchtigen können.

Personen mit hohem Kalziumkonsum

Ein hoher Kalziumkonsum, etwa durch die Einnahme von Kalziumpräparaten oder durch eine sehr kalziumreiche Ernährung, kann die Magnesiumaufnahme stören. Magnesium und Kalzium konkurrieren im Darm um die Aufnahme, und ein Ungleichgewicht zugunsten von Kalzium kann zu einem Magnesiummangel führen.

Alkohol- und Diuretika-Konsumierende

Alkoholmissbrauch und die Einnahme bestimmter Medikamente wie Diuretika (entwässernde Mittel) erhöhen die Ausscheidung von Magnesium über die Nieren. Diuretika werden häufig zur Behandlung von Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz verschrieben, können jedoch den Magnesiumspiegel senken und so das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.

Magnesium in der Ernährung: Warum es oft nicht reicht

Magnesium ist in vielen Lebensmitteln natürlicherweise enthalten. Besonders gute Quellen sind grünes Blattgemüse (z. B. Spinat), Nüsse, Samen, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte. Auch Kakao, Avocados und bestimmte Fischsorten wie Lachs oder Makrele enthalten nennenswerte Mengen des essenziellen Mineralstoffs. Dennoch erreichen viele Menschen nicht die empfohlene Tageszufuhr – trotz der scheinbar leichten Verfügbarkeit magnesiumreicher Lebensmittel.

Herausforderungen bei der Magnesiumaufnahme

Industrielle Verarbeitung von Lebensmitteln:

Die zunehmende Industrialisierung unserer Ernährung hat einen erheblichen Einfluss auf die Nährstoffversorgung. Verarbeitete Lebensmittel enthalten oft nur geringe Mengen an Magnesium, da bei der Raffination von Getreideprodukten ein Großteil des Minerals verloren geht. Beispielsweise enthält weißer Reis oder helles Brot deutlich weniger Magnesium als ihre Vollkorn-Alternativen.

Veränderte landwirtschaftliche Bedingungen:

Moderne landwirtschaftliche Praktiken, wie intensive Bodenbewirtschaftung und der Einsatz von Kunstdünger, haben die Magnesiumgehalte in Böden und somit auch in Pflanzen reduziert. Das bedeutet, dass selbst magnesiumreiche Lebensmittel heute oft weniger Magnesium enthalten als noch vor einigen Jahrzehnten.

Einseitige Ernährungsgewohnheiten:

Viele Menschen konsumieren eine Ernährung, die arm an frischem Gemüse, Vollkornprodukten und Hülsenfrüchten ist. Stattdessen dominieren kalorienreiche, aber nährstoffarme Lebensmittel wie Fast Food, Süßigkeiten und verarbeitete Snacks den Speiseplan. Dies führt dazu, dass der Magnesiumbedarf oft nicht gedeckt wird.

Empfohlene Tageszufuhr und neue Erkenntnisse

Da der Körper sich der Magnesiumzufuhr anpasst, indem er die Absorption erhöht und die Ausscheidung verringert, wenn die Zufuhr niedrig ist, und umgekehrt, ist es schwierig, den genauen Magnesiumbedarf zu bestimmen.

Die derzeitigen Empfehlungen der deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für die tägliche Magnesiumzufuhr liegen für Frauen bei 350 mg/Tag und für Männer bei 400 mg/Tag. Diese Werte basieren auf der Annahme, dass der durchschnittliche Mensch diese Mengen benötigt, um gesund zu bleiben und einem Mangel vorzubeugen. Neuere Studien und Daten aus kontrollierten klinischen Studien legen jedoch nahe, dass die tatsächliche optimale Zufuhr für die meisten Erwachsenen eher bei 245–250 mg pro Tag liegen könnte.

Trotz dieser nach unten angepasster Empfehlungen zeigt die Realität, dass viele Menschen aufgrund der oben genannten Faktoren Schwierigkeiten haben, selbst diese angepassten Werte zu erreichen. Aktuelle Erhebungen zeigen, dass die Magnesiumzufuhr vieler Erwachsener unter den empfohlenen Werten liegt. Den Daten der National Health and Nutrition Examination Survey (NHANES) zufolge unterschreiten etwa 45 % der Erwachsenen den durchschnittlichen Bedarf an Magnesium.

Was bedeutet das für den Alltag?

Um eine ausreichende Magnesiumversorgung zu gewährleisten, ist eine bewusste Ernährung unerlässlich. Lebensmittel wie grünes Blattgemüse, Nüsse, Samen, Vollkornprodukte und Hülsenfrüchte sollten regelmäßig auf dem Speiseplan stehen. Ergänzend können magnesiumreiche Mineralwässer oder Nahrungsergänzungsmittel in Betracht gezogen werden, insbesondere für Menschen mit erhöhtem Bedarf, wie Stressgeplagte, Sportler oder Schwangere.

Fazit

Eine Vielzahl von Studien, darunter epidemiologische Untersuchungen, Meta-Analysen, und randomisierte Studien, sowie zusätzliche Erkenntnisse aus Tierversuchen liefern eindeutige Beweise dafür, dass ein leichter bis mittelschwerer Magnesiummangel sowie ein chronischer latenter Mangel erheblich zur Entwicklung und Schwere von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen.

Die Forschung macht außerdem deutlich, dass Magnesium nicht nur ein essenzieller Nährstoff ist, sondern eine Schlüsselrolle bei der Prävention und Behandlung von Krankheiten spielt – insbesondere im Bereich der Herz-Kreislauf-Gesundheit. Eine ausreichende Versorgung mit Magnesium kann einen erheblichen Beitrag zur allgemeinen Gesundheit leisten.

 

Originalpublikation
Nielsen, F.H. (2024) The role of dietary magnesium in cardiovascular disease. Nutrients. doi: 10.3390/nu16234223. https://www.mdpi.com/2072-6643/16/23/4223

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